Donnerstag, 19. November 2015

SPECIAL: KARACHO - 1. FESTIVAL DES ACTIONFILMS














06.-08. November
Nürnberg, KommKino und Filmhaus


Ursprünglich war dieses Special überhaupt nicht geplant, immerhin war ich nur bei der Hälfte der Filme anwesend. Beim folgenden Bericht hat mich daher Andreas (italo-cinema.de) dankenswerterweise unterstützt bzw. ergänzt.
Mille grazie!
Sein Text ist in dieser Farbe geschrieben.
Gewidmet seien die folgenden Zeilen allen Organisatoren, HelferInnen und den Leuten, die live dabei waren und zur guten Stimmung beigetragen haben. Ihr wart großartig.
Außerdem sollte es eventuell ein kleiner Anreiz für diejenigen sein, die beim hoffentlich folgenden zweiten Action-Paukenschlag in Nürnberg dabei sein wollen.


DER ANFANG VOR DEM ANFANG


Vom 06.-08. November 2015 lud das Nürnberger KommKino zum 1. Festival des Actionsfilms: KARACHO und ich folgte natürlich dem Versprechen von Spektakel und Eskalation.
What you deserve is what you get! 
Am Tag vor dem offiziellen Start konnte man sich bereits mit der Cannon-Doku "Electric Boogaloo" und einer privaten Filmvorführung eines Michael Bubikopf-Krachers einstimmen.
Freitag und Montag Urlaub bei Filmfestivals lohnt sich immer. Manch einer fand am Freitag Vormittag sogar Zeit für den neuen Bond. Kann man mögen.


TAG 1


EIN DRECKIGER HAUFEN















André De Toths Kriegsfilm "Ein dreckiger Haufen" (Play Dirty, 1969) mit Michael Caine, Nigel Davenport und Nigel Green machte am späten Freitag Nachmittag den Anfang. Für mich sicherlich nicht die Überraschung des Wochenendes, aber dennoch solide Söldnerkost britischer Art. Michael Caine als leicht femininen Captain Douglas muss man einfach gesehen haben.

Während der liebe Andreas sich bereits cineastisch vergnügt, fahren wir (die beiden Verrückten aus Österreich) etwas später als erhofft auf der deutschen Autobahn Richtung Nürnberg und freuen uns, dass es sich zeitlich gut ausgeht, um noch etwas zu essen, bevor wir uns auf den Weg Richtung "Komm-Kino" machen.
Wir checken im Hotel ein und schreiten andächtig durch die langen mit Teppichboden ausgelegten Gänge. Der Rollkoffer erzeugt die perfekte Soundkulisse zum Anblick des menschenleeren Hotelgangs des Overlook, äh ibis Hotels...


Der laaaange Gang.... perfekte Filmkulisse?!?


Im Kino holen wir uns natürlich als Erstes eines dieser leckeren fränkischen Biere (eine Sorte besser als die andere!) und begrüßen Freunde und Bekannte.

Nach einer knackigen Einleitungsrede von Konstantin Hockwin (vom vielversprechenden neuen Label Forgotten Film Entertainment) entführt uns der sympathische Kai Krick (einer der Organisatoren vom Besonders Wertlos-Festival) in die Vergangenheit, in der der damals für den Film zu junge Kai schmachtend vor dem Plakat von "Die Klasse von 1984" stand. Der Zugang zum Kino wurde ihm und seinem Bruder aufgrund von "striktem Jugendverbot" zuerst allerdings verweigert, weshalb die beiden alle Hebel und die damalige alternative Community ihrer Heimatgemeinde in Bewegung setzten, um schließlich doch noch in den Genuss dieses Klassikers zu kommen.
Eine schöne Geschichte.


DIE KLASSE VON 1984















Es folgte meine Erstsichtung (von vielen an diesem Wochenende) von einem Film dessen Ruf ihm schon Kilometer weit vorauseilt... und es wurde nicht zuviel versprochen: Mark L. Lesters "Die Klasse von 1984" (Class of 1984, 1982) war der erwartete gewaltvolle Kracher, auch wenn ich feststellen musste den Film doch schon mal irgendwann gesehen zu haben. Dies allerdings weit vor der Entdeckung der Liebe zum Film und zur Sammlerleidenschaft. Vor dem Film gab es eine fundierte Einleitung durch Konstantin Hockwin, gefolgt von einem "kurzen" Ausbruch des genialen Kai Krick. Das muss man live erlebt haben!

„Die Klasse von 1984“ war mein erster Fehlkauf. Nicht, weil der Film so schlecht ist. Es war zu der Zeit, als ich mich gerade schweren Herzens von meinem VHS Rekorder verabschiedete und mein DVD-Sammlungs-Zeitalter einläuten wollte. Da mich als Horror-Fan das Cover ansprach, übersah ich in meinem Eifer die Worte "neue Fassung" und war dann enttäuscht, den Film nur in geschnittener Version zu sehen.
Es sollte Jahre bis zur zweiten (natürlich ungeschnittenen) Sichtung der Klasse vergehen und nie hätte ich vermutet, diesen Film schließlich ein drittes Mal auf der ganz großen Leinwand zu erleben.
Immerhin ist es einer der Klassiker des Terror-Kinos. Auch wenn ich bis heute noch nicht so richtig warm werden konnte mit diesem Film.
Der Grund: die Rolle des Lehrers ist im Vergleich zum arg übertriebenen Gebaren seiner (vermutlich 5 Mal sitzen gebliebenen SchülerInnen) etwas zu ernsthaft angelegt. Oder die der bösen Punks zu übertrieben. Wer weiß. Ein bisschen mehr Splatter und ein bisschen weniger Szenen mit Michael J. Fox hätten der "Klasse von 1984" vermutlich nicht geschadet. Trotzdem: diesen Film sollte man gesehen haben.

Vor dem nächsten Film beleuchtet Sven Safarow (von Eskalierende Träume) einige interessante Aspekte zu "The Hidden" und vor allem dem Cast.
Und ab geht die Post...


THE HIDDEN - DAS UNSAGBAR BÖSE















Sehr positiv überrascht war ich vom action- und temporeichen "The Hidden", der es schaffte, die beim vorherigen Film aufgekommene Schläfrigkeit in Null Komma Nichts vollends wegzublasen.
Der sympathische Kyle MacLachlan gibt hier den FBI Agenten, der in Wirklichkeit ein Alien ist. Erinnerungen an "Twin Peaks", "Terminator" und "Men in Black" werden geweckt.
Es gibt viel zu Lachen und auch die ein oder andere emotionale Szene.

Den Abschluss am Freitag und eines meiner persönlichen Festivalhighlights bildet Jack Sholders "The Hidden - Das unsagbar Böse" (1987) mit dem Twin Peakser Kyle MacLachlan. Was für eine geile Action, Horror, Science-Fiction-Mischung! Gehört dringend offiziell in Deutschland auf DVD oder Blu-ray veröffentlicht!

Da anscheinend in einer Freitag-Nacht nicht mehr allzu viele Lokale in Nürnberg offen haben und es in Strömen regnet, landet unsere kleine gesellige Runde nach der vergeblichen Suche nach einem Curry-Wurst-Lokal doch im Kino und Hotel nahe gelegenen Restaurant "Istanbul", in dem natürlich gebührend über Filme gefachsimpelt und diskutiert wird.
Ein schöner Ausklang des Abends.


TAG 2


DER GNADENLOSE VOLLSTRECKER















Nach einer zu kurzen Nacht bildet Kuei Chih-Hungs "Spät"-Eastern der alten Schule "Der gnadenlose Vollstrecker" (Man Yan Jam, 1980) mit Chen Kuan-Tai und Ku Feng einen düsteren, pessimistischen und fulminaten Start in den Samstag. Demnächst von filmArt in der Shaw Brothers Collection als DVD/Blu-ray Combo erhältlich!

Nach einer glühenden mitreißenden Rede von Kai Krick über die Mechanismen des Actionsfilms und der Erklärung, warum "Point Break" quasi ein Meta-Film ist, geht es weiter mit...


GEFÄHRLICHE BRANDUNG















Im Anschluss begeben sich Patrick Swayze und Keanu Reeves in die "Gefährliche Brandung" (Point Break, 1991) - ein absolutes Highlight den ich direkt nach dem Festival nochmals im Heimkino genossen habe. Ein Film bei dem für mich von vorne bis hinten alles passt. Was für eine Neuentdeckung!

Wer in den 90er Jahren TV geschaut hat, kam an "Gefährliche Brandung" eigentlich nicht vorbei. Ab circa der Mitte dieses Jahrzehnts lief der Film über die Surfer, die in ihrer Freizeit als Ex-Präsidenten maskiert Banken überfallen, gefühlte 2 Mal pro Jahr auf irgendeinem Sender.
Und ich habe ihn fast jedes Mal gesehen. Und das obwohl ich damals Patrick Swayze (wegen "Dirty Dancing") und Keanu Reeves doof fand. Irgendeine Magie verströmte dieser Film dennoch und auch ich konnte mich dem Sog nicht entziehen.
Es war insgeheim mein persönliches Highlight und tatsächlich: ich bin hin und weg! Was es in diesem Film alles zu sehen und zu erleben gibt! Die Surfszenen, die Fallschirmsprung-Szenen, die Kampf- und Suspense-Szenen wirken über die große Leinwand in einer nie für möglich gehaltenen Intensität auf das Publikum. Ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Nicht nur dank der ausführlichen Analyse von Kai (u.a. über die speziellen Lichtverhältnisse in vielen Szenen) fallen mir völlig neue Aspekte ins Auge als damals.
Und ich erkenne, dass sowohl Keanu Reeves als auch der leider allzu früh verstorbene Patrick Swayze hier eine schauspielerische Meisterleistung vollbracht haben.

Andreas Beilharz (Eskalierende Träume) begründet uns auf fachkundige und schlüssige Art und Weise, warum der folgende Film Eingang ins Festivalprogramm gefunden hat und zum Action-Kino gezählt werden kann.


RODAN – DIE FLIEGENDEN MONSTER VON OSAKA
















Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Als ich beim Deliria-Italiano Forumtreffen (hier ein paar Worte dazu) den Trailer zu "Rodan" bewunderte, kam mir nicht in den Sinn, dass ich den Film jemals sehen werde und schon gar nicht in einem Kino.
Einen Monat später sitze ich also im Filmhaus und freue mich über "Rodan", der wie ähnlich gelagerte japanische Monsterfilme irgendeine infantile Ecke meiner Seele aktiviert und mich einfach nur mitreißt und ungemein unterhält.

Die knuffigen Kaiju-Monster in "Rodan - Die fliegenden Monster von Osaka" (Sora no daikaijû Radon, 1956) sind die perfekte Nachmittagsunterhaltung und sorgen auch dank der schrägen deutschen Synchro für einige Lacher im Publikum.

In der Essenspause findet sich eine große Gruppe von Kino-BesucherInnen im urig-fränkischen Lokal "Barfüßer" zusammen. Dort gibt es viel Fleisch auf der Karte. Manche behaupten, wenn man die dort angebotene Familienplatte wieder zusammenbauen würde, säße ein ganzes Schwein auf dem Tisch. Dank meinem geduldigen Sitznachbarn habe ich endlich anschaulich gelernt, was die Franken unter ihrem berühmten "Schäufele" verstehen.
Sollte man mal gegessen oder zumindest gesehen haben.
Abermals ergaben sich interessante Gespräche über Filme, Drehorte und Urlaubsorte und lustige Unterhaltungen rund ums Thema Essen.


RAMBO 2 - DER AUFTRAG















Da "Phantom Kommando" aufgrund von Lieferschwierigkeiten leider ausfallen musste, stimmte das Karacho-Publikum für den Ersatz durch "Rambo 2" (und zu meinem Bedauern gegen "Total Recall") ab.
Mein Vater war Sylvester Stallone Fan und mit ihm guckte ich damals so ziemlich alle Sly Filme, die in der Flimmerkiste ausgestrahlt wurden. Besonders mochte ich "Over the Top" und die "Rocky"-Filme, auch wegen der schönen Dramaturgie. Hier musste er etwas tun für seinen Erfolg, sich hocharbeiten, hart trainieren, einstecken und so weiter.
Bei "Rambo" fehlt mir sowas. Mit dieser Art von Film konnte ich nie warm werden. Dafür erheiterten mich zumindest ab und zu die Parallelen zu bzw. meine Erinnerung an "Der Kampfgigant" (eines meiner Higlights auf dem letzten Terza Visione Festival).

It's Rambo-Time, all the time und zwar Rambo 2! Vietnamveteran Rambo räumt jetzt so richtig auf. Schön dieses Kleinod mal in prächtigem 35mm erleben zu können!



Pause: frische Luft und Blick nach unten


Die Pausenmusik im Kinosaal fiel mir während der ganzen Zeit schon sehr positiv auf. Unsere Ohren wurden nämlich mit einer genialen Mischung aus Genre-Kult-Soundtracks beschallt. Und da, ganz plötzlich erklingen die ersten Töne eines meiner absoluten Lieblingstracks aus den Boxen: Der Disco-Song aus meinem heißgeliebten Das Syndikat des Grauens.
Was für eine Freude!
Da steht plötzlich in den hinteren Reihen einer aus dem Publikum auf (wir wollen an dieser Stelle keinen Namen nennen) und sagt laut: "Und stell die Negermusik etwas leiser. Wir sind doch hier nicht im Kraal!".
Eingeweihte wissen natürlich, dass es sich hierbei um ein Originalzitat aus der deutschen Fassung des Films und beim Sprecher um einen echten Genre-Freak handelt.

Plötzlich wird es leise und Tobias Reitmann vom Italo-Cinema-Team lehnt locker lässig (Assoziationen zum Märchenonkel und zu Alfred Hitchcock werden geweckt) in seinem Stuhl vor der Leinwand und beginnt mit seiner Einleitung zu Coffy, die mich total in den Bann zieht.
Bei seiner sehr persönlichen und mit coolen Anekdoten bestückten Erzählung geht es in erster Linie darum, wie er zu dem Film gekommen ist und was ihm bei der ersten Sichtung durch den Kopf ging. Nostalgie-Flair inkludiert.
Die perfekte Einstimmung auf "Cöffy"! Die Vorfreude steigt...


COFFY – DIE RAUBKATZE















Zum krönenden Abschluss des Samstags gibt es die Blaxploitation-Bombe schlechthin: Pam Grier ist "Coffy - Die Raubkatze" (1973) mit einer durchgedrehten deutschen Knaller-Synchro und einem fantastischen Soundtrack von Roy Ayers. Sehr empfehlenswert. Eingeleitet wurde der ganze Spaß von Tobias Reitmann mit einigen Anekdoten aus dem VHS-Zeitalter.

Endlich komme ich in den Genuss dieses sagenumwobenen Klassikers des Blaxploitation Kinos.
Wow! Pam Grier sieht wirklich heiß aus und "Coffy" ist der absolute Gag-Overkill und der Party-Film schlechthin. "George, George. He's a pimp, he's a pusher..." singend laufen wir trotz fortgeschrittener Stunde beschwingt aus dem Kino.

Mein Bericht endet an dieser Stelle mit dem Fazit: Diese Reise hat sich gelohnt. Sollte es eine Fortsetzung dieses Festivals geben, heißt es für mich ganz klar: "I'll be back!"


TAG 3


ENGEL DER HÖLLE















Bedauerlich, dass die Zeit so rennt und das Wochenende fast schon rum ist, doch mit dem Biker-Film "Engel der Hölle" (The Born Losers, 1967) folgt am Sonntag mittag schon der nächste Überraschungshit. Ebenfalls mit einer traumhaften deutschen Synchro ausgestattet geht es satte zwei Stunden mit Billy Jack auf Kreuzzug gegen die Hells Angels.
Man glaubt nicht, was man dort sieht. Eingeführt wurde der Film übrigens stilecht in Lederjacke, zerrissenen Jeans und Halstuch von Nikolas Schuppe, der an dem Wochenende mit voller Hingabe fast alle Filme vorgeführt hat, ein echter Knochenjob. Danke Nikolas!


HEROIC TRIO















Der Sonntag ist so oder so der Überraschungssonntag. Es folgt der nächste Hit, denn Anita Mui, Michelle Yeoh und Maggie Cheung fliegend zu einem bombastischen Soundtrack durch das Hongkong des 21. Jahrhunderts sind berauschend ohne Ende.


DIE KATZE















Dominik Graf ist zu Gast, kündigt seinen Film "Die Katze" (1988) an und steht im Nachgang, moderiert von Sano Chestnik, Rede und Antwort. Ein absoluter Knallerfilm mit Götz George, Gudrun Landgrebe, Ralf Richter und Heinz Hoenig... schade was mittlerweile aus dem deutschen Kinofilm geworden ist, oder geworden worden ist...


DIE CITY COBRA















Den krönenden Abschluss des Wochenendes bildet Cosmatos' "Die City-Cobra" (Cobra, 1986) mit einem Stallone in Bestform. Auch dieser Film war für mich eine Premiere und was für eine!

Was bleibt einem als Fazit übrig als zu sagen: Nochmal! Nochmal! Nochmal! Es muss auch im nächsten Jahr wieder heißen: Karamba, Karacho, ein Whisky, ein Gin!
Ein dickes Dankeschön an das Organisationsteam um Konni, Tobias, Nikolas und Andreas B. für ein Wochenende der Zelluloid-Träume. Meine Dankbarkeit sei euch ewig gewiss.
PS: DEN Kino-Horrorfilm mal im Kino zu sehen sei auch jedem gegönnt. "Im Augenblick der Angst" macht augenblicklich Angst.




Samstag, 14. November 2015

IL MONDO DI YOR (1983)














EINER GEGEN DAS IMPERIUM

Frankreich, Italien, Türkei 1983
Regie: Antonio Margheriti
DarstellerInnen: Reb Brown, Corinne Cléry, John Steiner, Carole André, Luciano Pigozzi, Nello Pazzafini (uncredited), u.a.


Inhalt:
Der unerschrockene Kämpfer Yor ist auf der Suche nach seinen familiären Wurzeln. Zwischen Dinosauriern, Affen-Menschen und seltsamen Stämmen fühlt sich das blonde Muskelpaket augenscheinlich nicht zugehörig. Doch wo ist sein Stamm?
Die schöne Ka-Laa und ihr Vertrauter Pag begleiten und unterstützen ihn.
Das, was das Trio auf ihrer Odyssee noch erwarten wird, können weder sie noch wir uns vorstellen...


Kaa-Laa (Cléry) bezirzt Yor beim Bauchtanz


Dafür legt Yor fast seinen Fleischbrocken aus der Hand...
... und Pag (Pigozzi) säubert sich die Zähne


Der Regisseur und drei Namen (Cléry, Steiner, Pigozzi) haben mich überzeugt, dass ich "Einer gegen das Imperium" sehen muss. Ich habe es nicht bereut.
Was für ein Kracher von einem Film!
Reb Brown, der mich auf absurde Art und Weise an eine Kreuzung zwischen Dawson (aus der Serie "Dawson's Creek") und dem in meiner Kindheit verehrten blonden Muskelpaket He-Man erinnert, rockt die Leinwand.
Ich behaupte, dass ich nie einen Superhelden mit einer unpassenderen Föhn-Frisur gesehen habe.
Bereits die ersten Szenen des Films sind ungemein erheiternd und wenn Yor kämpft oder über Hindernisse hüpft, gibt sein braunes Schürzchen doch tatsächlich wiederholt einen Blick auf seinen blanken Allerwertesten frei.
Aber nicht nur das bringt einen zum Schmunzeln.
Die ganze Story des Films ist dermaßen unglaublich, dass man aus dem Staunen kaum mehr raus kommt.
Allen geschichtlichen Überlieferungen und Forschung zum Trotz erschuf Margheriti eine Art Fantasiewelt, vielleicht auch eine andere Dimension, in der selbst die Gesetze der Physik nicht dieselben sind wie auf unserem Planeten.
Vielleicht ist dies auch der Schlüssel zum tieferen Verständnis (Achtung Ironie) des Plots. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Welt, in der unser tapferer Yor kämpft und Frauen betört, um einen fernen Planeten einer anderen Galaxie.
Denn spätestens als der Oberfiesling, der von allen nur als der "Overlord" (John Steiner) bezeichnet wird, die Bildfläche betritt, erklärt sich so Manches.

Theorie:


Dawson plus...



He-Man












...ist gleich Yor!? :)


Das herrlich Spaßige an "Einer gegen das Imperium" ist nicht nur die krude Mischung zwischen "Am Anfang war das Feuer", Barbarenfilm und Science Fiction, sondern auch die Naivität der Hauptcharaktere.
Allen voran die schöne Corinne Cléry, die mich in Wenn du krepierst - lebe ich in Verzücken versetzte, in der Rolle der Ka-Laa.
Ka-Laa lässt mit ihrem steinzeitlichen Outfit natürlich auch tief blicken und bekanntermaßen konnte sich Frau Cléry ja durchaus sehen lassen. Sie ist ein Naivchen wie es im Buch steht und total verknallt in Yor, der es mit Treue scheinbar nicht so genau nimmt.
Zum Glück befinden sie sich in einer Welt, in der es normal ist, dass ein Mann mehrere Frauen hat (wie uns Pag aka Luciano Pigozzi aufklärt). Yor scheint für Frauen so anziehend zu sein wie das Licht für die Motten und lässt keine Gelegenheit aus.
An dieser Stelle sei auch noch am Rande erwähnt, dass in Yor's Welt auch die Regel gilt, dass entführte Frauen automatisch in den rechtmäßigen Besitz des Kidnapper-Stammes übergehen und daher nicht zurückgeholt werden dürfen!!??!
Nach dem Tod seiner Zweitfrau scheint Yor sich irgendwie für Dummchen Ka-Laa entschieden zu haben, die ihn permanent mit herzerweichenden Dackelblicken taxiert und über das ganze Gesicht strahlt, wenn er ihr erlaubt, ihn irgendwohin zu begleiten.
Für Cléry, die ja bereits in "Die Geschichte der O." das devote Frauchen gab, war es sicher ein Leichtes, in diese Rolle zu schlüpfen.

Charakterkopf Luciano Pigozzi aka Alan Collins, dessen Antlitz uns in unzähligen italienischen Genre-Filmen (u.a. "Knie nieder und friss Staub", "Die Farben der Nacht" oder Baron Blood) begegnet, befand sich zur Zeit der Produktion wohl auf dem „Höhepunkt“ seiner Filmkarriere. Der gemeinhin als Peter Lorre des italienischen Kinos bezeichnete Darsteller hatte in "Einer gegen das Imperium" endlich einmal eine richtige Hauptrolle und (in Anbetracht der im Film allgemein vorherrschenden Wortkargheit) sogar viel zu sagen.
Ob der damals bärtige 56-Jährige, der in seinem Fell-Outfit wie ein Bahnhofs-Penner im Karneval wirkte, das selbst auch so sah, bleibt dahingestellt.

Overlord John Steiner (Goodbye und Amen, Shock) kommt zwar richtig böse rüber, aber irgendwie fehlte mir bei ihm der Wiedererkennungswert. Sein Gesicht wird von einer Kapuze beschattet und sein Bart wirkt auch gewöhnungsbedürftig.
Freunde kam auch beim Anblick von Lord Helmchen (erlangte später Bekanntheit durch "Spaceballs") und einigen herzigen Star Wars-Androiden auf.

"Einer gegen das Imperium" hat mich von der ersten bis zur letzten Minute bestens unterhalten. Nicht zuletzt wegen den hanebüchenen Wendungen des Drehbuchs, doch auch die Action-Szenen sind nicht von schlechten Eltern.
Kämpfe gegen affenartige Menschen, deren Gesichter und Extremitäten blau-violett eingefärbt sind sind genau so lustig wie die Begegnung mit den Zombie-bzw- Mumien-artigen Menschen in einer Eishöhle (die sich im Übrigen mitten in einer Wüstenlandschaft befindet... alles klar?).
Die Kämpfe gegen diverse Dinos sind toll inszeniert und wenn Yor einen Flugsaurier als Paragleiter verwendet und begleitet von typischer De-Angelis-80er Mucke ("Yor,'s world! He's the man!") durch die Lüfte schwebt, dann weiß man: Margheriti hat das Maximum aus der Geschichte rausgeholt und hier wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um das Publikum zu unterhalten.
Auch euch?

Für alle, die von Yor nicht genug bekommen können: Es gibt übrigens eine 200 Minuten-Fassung von diesem Klassiker des Science Fiction Films. Mir persönlich erscheint die gekürzte Version allerdings als vollkommen ausreichend.




Foto: DVD von EMS