Sonntag, 27. August 2017

THE DEVIL'S RAIN (1975)















NACHTS, WENN DIE LEICHEN SCHREIEN
NACHTS, WENN DIE ZOMBIES SCHREIEN

USA 1975
Regie: Robert Fuest
DarstellerInnen: Ernest Borgnine, Tom Skerritt, Joan Prather, Eddie Albert, William Shatner, Ida Lupino, Keenan Wynn, Anton LaVey, John Travolta u.a.


Inhalt:
Mister Preston taucht in strömendem Regen mit leeren Augenhöhlen und wächsernem Gesicht vor seiner Frau und Sohn Mark auf, stammelt etwas von einem Buch, das einem gewissen Corbis, der sich in der Wüste aufhält, zurückgegeben werden soll und schmilzt vor seinen Liebsten dahin, bis nur noch eine blubbernde zähflüssige Masse zu erkennen ist. "In nomine satanas" waren seine letzten Worte. Nicht nur die Mutter Preston, ihr Sohn Mark und der etwas entfernt lebende Sohn Tom befinden sich kurz darauf in einer misslichen Lage. Die gesamte Menschheit ist in Gefahr...


Sohnemann Mark guckt angewidert...


...während Papa Preston sich in einen Wachsfleck verwandelt


"Nachts, wenn die Leichen schreien" schafft es neben Zombis geschändete Frauen und Die toten Augen des Dr. Dracula ganz locker in die Top 10 der lächerlichsten deutschen Horrorfilmtitel. Doch während man betonen muss, dass die beiden anderen Genannten schlicht und einfach der düsteren und stimmungsvollen Atmosphäre nicht gerecht werden, hat man mit "Nachts, wenn die Leichen schreien" keinen Film-Frevel begangen.
Man hätte ihn genauso gut bzw. auch passenderweise "Guck mal, wer am schönsten schmilzt" oder "Corbis' Wachsgesichter-Sekte" nennen können ohne dem Werk einen Image Schaden zuzufügen.

In Amerika hat dieser Horrorfilm des britischen Regisseurs Robert Fuest (Tödliche Ferien) einen kleinen Kultstatus inne. Zu seiner Entstehungszeit war er ein absoluter Hit in den Drive-Ins und wurde dann später ins Programm diverser TV Sender aufgenommen und wiederholt gezeigt.
Haben wir es also mit einer hierzulande unbekannten Legende von Film zu tun?
Das wage ich zu bezweifeln!
Muss man "Nachts, wenn die Leichen schreien" gesehen haben? Entscheidet selbst...

Der Vorspann mit den Bildern von Hieronymus Bosch und dem vielstimmigen Fegefeuer-Wehklagen ist ohne Zweifel ein vielversprechender Anfang. Kaum etwas eingestimmt, befindet man sich sofort in medias res. Es dauert keine drei Minuten bis Papa Preston auf der Hausveranda aus seiner Form läuft und spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, dass man es mit einem Satanisten-Schmelzfilm zu tun hat.
Die Handlung ist völlig Banane, aber ich liebe sie.
William "Captain Kirk" Shatner als Mark Corbis guckt herrlich dumm aus der Wäsche, sprich: aus seinem Holzfällerhemd als sein Vater sich in einen blubberndem Brei verwandelt. Doch es kommt noch schlimmer. Just als er vor seinem Auto steht und eine wächserne Woodoo Puppe am Lenkrad findet, blitzt es im Haus und es sind Schreie vernehmbar.
Also zurück zum Haus, doch dort findet er nur den wimmernden Hausangestellten blutend kopfüber von der Decke hängend. Die Frau Mama ist weg. Ach du Schande!
So rasant setzt sich die Geschichte dann fort.
Auch wenn Vieles nicht wirklich Sinn ergibt, tut das der seichten Unterhaltung keinen Abbruch.
Wer sich wundert, wie Protagonisten von einer Sekunde von A nach B gekommen sind oder warum innerhalb einer Szene auch mal ein abrupter Wechsel der Tageszeit stattfindet, hat eindeutig den falschen Film im Player.

Ernest Borgnine in der Rolle des Leibhaftigen, der nach seiner Verwandlung wie das Ergebnis einer unglückseligen Kreuzung zwischen Ernest Borgnine und Fuchur (der Glücksdrache in "Die unendliche Geschichte") aussieht, war entweder eine mutige Besetzung oder zeugt vom Humor des Regisseurs und Maskenbildners.
Ich hätte ihn im Film nicht erkannt, aber offenbar gurkt auch ein blutjunger John Travolta unter einer Kapuze und ohne Augäpfel durch die Kulissen.

Apropos: Die Außenaufnahmen in der Wüste, die verlassene Western Stadt, durch die der Wind Dust-Devils treibt und die Sonnenuntergänge sind zum Teil ästhetisch berückend.
Doch bevor zu viel Atmosphäre aufkommt, wird man durch allerlei Merkwürdiges, Wundersames und unfreiwillig Komisches wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

Ohne Frage weist "The devil's rain" einige markante Schwächen auf, die jedoch so offensichtlich und naiv sind, dass man sie schon wieder putzig finden muss. Den einprägsamen Satz, mit dem für den Film Werbung gemacht wurde, kann ich nur unterstreichen und werde ihn mal so stehen lassen:

(…)"They bring you a melting hell on earth and absolutely the most incredible, unforgettable ending of any motion picture ever."

...Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schmelzen sie noch heute...